Auszug aus Hildegards Tagebuch – Samstag, 18. Juli 2009

… mit einigem Kraftaufwand lässt sich die Tür des Sarner Scharten Biwaks öffnen und wir treten ein. Wäre es nicht so kalt, könnte man fast von Gemütlichkeit sprechen: eine Pritsche aus Holz, ein Klappbett an der Wand, Decken, Kerzen, eine Eckbank und ein Tisch.

Es fehlen Paul Hubschmidt und Liselotte Pulver, (die sich im Film „Die Zürcher Verlobung“ ein romantisches Stelldichein in einer Schweizer Berghütte gaben.)

Im Hochsommer haben wir steif gefrorene Hände – Eva- Maria kann kaum ihre Schokolade durchbrechen. Die Situation wird noch unwirklicher, als wir Gesellschaft bekommen in dieser Abgeschiedenheit.

Ein Ehepaar, das tatsächlich von ganz unten aufgestiegen ist, und das wir bereits tiefer unter uns auf dem Weg gesehen hatten, sucht ebenfalls Zuflucht in der Sarner Scharten Biwakschachtel. Deren Aufenthalt fällt jedoch sehr kurz aus und sie brechen bereits nach etwa 20 Minuten wieder auf.

Richtig aufwärmen können aber auch wir uns nicht und setzen unsere Etappe ebenfalls fort.

Der Weg ist recht beschwerlich über die verschneiten Steine und Wiesenabschnitte und wirklich kein Kinderspiel. Trotz aller Vorsicht passiert es dann doch noch: Reinhard, der voraus gegangen ist, rutscht mit dem rechten Fuß von einem glitschigen Felsblock in ein Loch und quetscht sich das Schienbein kurz über dem Schaft des Bergschuhs.

Durchatmen! Gott sei Dank ist das Bein nicht aufgerissen, aber es entsteht eine tiefe Quetschung und darüber eine Beule, die Reinhard geistesgegenwärtig sofort mit Schnee kühlt. Wir werden noch vorsichtiger …