Auszug aus Hildegards Tagebuch – Sonntag, 19. Juli 2009
Eine bunte Prozession von Besuchern zieht auf schmalem Pfad am Berghang nach Hause. Sie sind heute Morgen aus Klausen und anderen Orten früh zur Kirche hinaufgekommen zu einem Gottesdienst im Freien und dem anschließenden Fest in und vor der Latzfonser-Kreuz-Hütte.
Wir spekulieren, dass die Hütte bei unserer Ankunft weitestgehend leer ist und wir einen ruhigen Nachmittag haben werden.
Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße! Menschenmassen belagern die Hütte. Musik und Stimmengewirr dröhnt uns entgegen. Alkohol fließt im Übermaß. Hüttengaudi Pur! Die Zivilisation hat uns mit einem Schlag eingeholt. Bergeinsamkeit ade!
Im Vorbeirauschen erfahren wir von der Hüttenwirtin unsere Zimmernummer und flüchten zunächst dorthin in den 1. Stock, um den Schock zu verdauen und uns zu akklimatisieren.
Aus dem Fenster unseres gemütlichen Zimmers schauen wir auf die feiernden Menschen, die den herrlichen Sonntag sichtlich genießen.
Jetzt gilt es, etwas zu Essen zu ergattern – keine leichte Aufgabe in dem quirligen Gewirr! Aber mit Geduld und Ruhe gelingt es uns, einen Platz auf dem Gerüst zu entdecken, auf dem zuvor die Kapelle gespielt hatte. Einen Tisch gibt es freilich nicht mehr, aber wir helfen uns mit zwei Hockern.
Wir werden erstaunlich schnell bedient und sind von der Wirtin und ihrem Personal beeindruckt. Trotz der ausgelassenen Gäste bleiben alle stets ruhig und freundlich.
Wir haben gerade aufgegessen, als 3 junge Männer mit Gitarre, Posaune und Akkordeon zum Tanz aufspielen. Die Stimmung erklimmt einen neuen Höhepunkt. Auf dem steinigen Hüttenvorplatz wird getanzt!
So zieht der Nachmittag auf unterhaltsame Art und Weise dahin und der Strom der Heimkehrer ins Tal scheint nicht abzureißen.
Gegen 18.00 Uhr lichten sich die Reihen aber doch merklich und wir finden ein enges Plätzchen zum Abendessen in einer kleinen Stube rechts des Eingangs der Hütte.
Zwischen 22.00 und 22.30 Uhr kehrt trotz allem dennoch Ruhe ein auf Latzfons und wir verbringen eine geruhsame Nacht.